Mittwoch, 2. Juli 2014

Test! Banished

Mittelalter für die Starken! 

Jetzt werde ich dem Eröffnungstext des Blogs endlich mal gerecht, in dem gesagt wurde das es von mir Test's zu Indie-Spielen geben wird und jetzt haben wir ein Indie-Spiel und ein beeindruckendes und ziemlich kniffliges noch dazu. Viel Spaß beim Test zu Banished. 

Aller Anfang ist schwer:

Wir brauchen Schutz für den Winter!
Banished ist ein Aufbauspiel im Stile von Anno und Die Siedler. Und das Spiel kann sich tatsächlich mit den beiden messen! Banished wurde von einem einzigen Menschen entwickelt, sein Studio nennt er Shining Rock Software und werkelt auch weiterhin an Banished um, ähnlich wie bei Minecraft, das Spiel immer weiter zu verbessern.

Schon am Anfang von Banished merkt man: das ist ja schonmal ganz schön schwer. Wir beginnen mit einer Gruppe aus 13 Siedlern, die aus einer Stadt verbannt wurden und im Wald nun verzweifelt versuchen den nächsten Winter zu überleben. Denn in Banished gibt es Jahreszeiten, das Spiel startet in einer zufallsgenerierten Welt, aber immer im Spätsommer, also die Kälte ist nicht mehr weit.
Um den Winter zu überleben brauchen alle eine Unterkunft, Feuerholz, Nahrung und Baumaterialien und das alles innerhalb von 2 In-Game-Monaten zu schaffen ist schon garnicht so einfach. 



Hacken, Kloppen und Fressen: 

Unten links sehen wir die Übersicht zu den Berufen
Wir beginnen mit einem sehr begrenzten Vorrat an Stein, Werkzeugen und Holz. Aber hier läuft am Anfang nichts automatisch. Wir wählen was wir abbauen wollen und wählen den Bereich in dem Stein abgekloppt oder Holz gefällt werden soll.
Haben wir genug Rohstoffe geht es weiter: wer soll das jetzt bauen? In Anno 2070 klicken wir das Gebäude an eine Stelle und es ist sofort da. So einfach macht es Banished uns nicht. Wir wählen erstmal aus wie viele denn Gebäudebauer werden sollen, dann wählen wir das Gebäude, dann werden Rohstoffe zum Bauplatz geschafft und dann beginnt langsam der Aufbau. Nichts mit Berufsgebäude unabhängig der Bevölkerungsanzahl. Hier wird jeder Beruf zugewiesen. Aber Micro-Management umgeht der Entwickler geschickt indem er eine Auflistung der Berufe hat, die aktuell ausgeübt werden können und da legen wir die Anzahl an Leuten fest, die an dieser Stelle arbeiten sollen.
Haben wir mehrere Gebäude vom gleichen Typ, können wir obendrein noch einstellen wie viele Leute an der Stelle und wie viele an der anderen Stelle arbeiten sollen.
All das macht das Spiel sehr herausfordernd, aber wenn man den ersten Winter überstanden hat, ist die schwierigste Hürde genommen. Jetzt kommen nur noch mehr Winter. 


Siedler mit festem Ablaufplan:

Wir erinnern uns alle an SimCity. Eine Stadt mit tausenden korrekt simulierten Sims die feste Tagesabläufe haben. Und was war das Ergebnis? Ein Sim geht nicht zu seiner Arbeitsstätte sondern zur nächstgelegenen freuen Arbeitsstelle. Er geht auch nicht in sein Haus, sondern in das Haus was am nächsten von der Arbeitsstätte liegt und frei ist.
Bei Banished läuft das anders. Wir beobachten unseren Farmer Ulf. Ulf geht zur Arbeit zu SEINEM Feld, arbeitet ein paar Stunden und macht Mittagspause in SEINEM Haus und geht nach dem Futter bei Mutter wieder an SEIN Feld um da bis zum Feierabend zu arbeiten.
Das lässt die Welt deutlich realistischer erscheinen als in SimCity, wo es schon genervt hat, wenn man von der gleichen Person 20mal den gleichen Auftrag und von der gleichen Person, aber immer aus verschiedenen Häusern, bekommt.
Auf großen Karten ist es möglich eine Stadt zu bauen die für bis zu 1.500 Siedlern Platz bietet. Für ein Spiel, das von einem einzigen Mann entwickelt wurde, ist das eine hervorragende Leistung!



Verfressene Kinder und Farmen für die Ewigkeit: 

Schulen für qulifiziertere Arbeiter.
Das war jetzt natürlich keine Beleidigung an die Kinder, aber in Banished können die zum Teil schon ganz schön nerven. Wenn ein Paar ein Kind bekommt, dann ist das Kind 10 Jahre erstmal dazu da um uns die Nahrung aus dem Lager zu futtern. Erst danach können wir die Kleinen für... "Kindgerechte" Arbeit einsetzen - etwa im Steinbruch.
Oder wir entscheiden uns dafür die Kinder in die Schule zu schicken. Damit sind die Kinder zwar weitere 6 Jahre nur wandelnde Nahrungsdezimierer, können aber nach der Schule qualifizierte Berufe erlernen und sind somit unabdinglich für unsere Siedlung.
Es kommt wie bei den Berufen auf ein Gleichgewicht an: Steinbruch brauch auch Leute, aber qualifizierte Arbeiter braucht man für alles andere.

Wo wir schon bei Jahren sind: Nahrungsanbau ist auch nicht einfach. Getreide und Gemüse kann innerhalb von ca. 8 Monaten wachsen und somit schon einen guten Vorrat für den Winter bieten. Aber Obstbäume, die die Bevölkerung zufriedener machen, brauchen Jahre um zu wachsen.
Erst nach 3-4 Jahren kann man mit Obst rechnen. Vorausplanung ist in Banished eben alles.

Älter werden ist nicht schwer:  

Die Siedler in Banished altern natürlich auch. Das kann zum Problem werden, welches unsere Regierung ja auch gerade hat, der Demografische Wandel kehrt ein. Wenn wir die Bevölkerung durch den Häuserbau nicht ausreichend dazu motiviert haben Kinder zubekommen, dann stirbt unsere Siedlung langsam aus.

Kälte, Hunger und Krankheiten sind dabei auch Todesursachen. Bei großen Siedlungen braucht man teilweise schon eine Armada an Feldern um die Bevölkerung zu versorgen und Krankheiten werden über zwei Schritte behandelt: Die Kräuterhexe stellt die Kräuter zu verfügung und die Krankenhäuser (eher Krankenblockhütten am Anfang) versorgen damit die Bevölkerung. Krankenhäuser sind ein Beispiel für den Vorteil doch eine Schule zu bauen und nicht alle Kinder in den Steinbruch zu stecken.


Zufriedenheit durch Arbeit: 

Neben gefühlt 70 Faktoren spielt auch die Zufriedenheit eine große Rolle bei Banished. Nicht nur die Zufriedenheit des Spielers. Die Bevölerkung will sich nämlich nicht jeden Tag durch die Vorratshallen wühlen müssen um an etwas Essbares zukommen. Die Lebensmittel einfach auf dem Markt zukaufen ist angenehmer, entspannter und steigert die Zufriedenheit.
Wir brauchen Friedhöfe
Der Bürger muss ordentlich trauern können!

Auch einen Einfluss auf die Zufriedenheit hat abwechslungsreiche Ernährung. Siedler die sich nur von Kohl ernähren müssen sind nicht unbedingt glücklich damit, ich erwähnte die Armada an Feldern ja bereits. Den Tod mögen unsere Leute übrigens auch nicht so sehr, wenn ein Siedler in seinem unmittelbaren Umfeld stirbt, dann macht das die Angehörigen natürlich traurig. Wenn es eine ganze Reihe von Todesfällen gibt, dann gibt es sogar depressive Bürger, die dann nicht mehr arbeiten wollen. Dafür brauchen wir einen Friedhof. Zum Einen deswegen, weil in Banished ziemlich viel gestorben wird, aber auch damit unsere Bürger ordentlich trauern können. Siedler, wenn sie nicht gerade durch Hunger oder Kälte sterben, können, leider nur in Textfenstern, auch von Wildschweinen umgebracht und von Steinen erschlagen werden. Das fördert die Vielfalt an Todesmöglichkeiten.


Technische Umsetzung: 

Banished ist für ein Ein-Mann-Projekt ein hübsches Spiel. Der Jahreszeitenwechsel ist toll in Szene gesetzt und die Details sind liebevoll gestaltet.
Die Simulation ist bis auf einige Ausnahmen fehlerfrei, z.B. rennt die Bevölkerung bei einem Brand gerne mal einfach weiter während die Bewohner des Hauses panisch versuchen es zu löschen. Oder Manchmal haben die Bürger wenig Achtung vor Wänden und Zäunen und laufen einfach durch, aber sowas verzeiht man einem Ein-Mann-Projekt gerne.
Das Interface ist schmucklos aber ordentlich. Man kann die Info-Fenster beliebig umherschieben und festsetzen, sodas man alles was man braucht auf einem Blick hat.



Fazit: 

Banished (Shining Rock Software)
Banished ist ein tolles Aufbauspiel! Es zeigt, dass man kein 300-Mann-Studio braucht um eine ordentliche Aufbau-Simulation auf die Beine zustellen.
Leider kommt man auch hier an den Punkt, an dem man den Dreh raus hat und es von Anfang an klappt, aber bis man an diesem Punkt ist dauert es eine ganze Weile und dieses Problem hat ja nicht nur Banished, das haben alle Aufbauspiele.
Banished ist eine große Überraschung! Vor allem deshalb, weil ein Ein-Man-Indie-Projekt das große SimCity tatsächlich hinter sich lässt.

Wertung: 81 von 100 Punkten



Das war mein Test zu Banished, ich hoffe er haut euch gefallen und euch noch viel Spaß!
- Euer Franz (:







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