Gibt es dieses Spiel überhaupt? |
Wer ist West Games?:
West Games ist ein Entwickler mit Sitz in... ja, wo eigentlich? Das Kickstarter-Projekt wurde von Las Vegas aus gegründet und gestartet, aber niemand weiß wo West Games eigentlich herkommt. Keine Adresse, keine Kontaktdaten, garnichts. Die Vermutung liegt natürlich nah, dass die Ukraine die Heimat der Herren ist, da sie von sich behaupten ehemalige führende Entwickler bei GSC Gameworld gewesen zu sein. Die Macher von der S.T.A.L.K.E.R.-Reihe (zuletzt Call of Pripyat) arbeiteten in Kiev. Ein anderer Teil des Teams hat schon ein neues Entwicklerstudio gegründet mit dem Namen "Vostock Games" und plötzlich kommt da West Games um die Ecke, die laut Angaben schon seit 2013 existieren, aber von denen man noch keinen Pieps in der Gaming-Branche gehört hat.S.T.A.L.K.E.R. statt Areal:
Zahlreiche Artworks - aber viele wieder offline |
Vostock Games hat das natürlich garnicht gefallen und prompt haben die sich auch bei West Games beschwert, wie sie sich mit den S.T.A.L.K.E.R.-Federn schmücken können ohne etwas von ihrem eigenen Spiel zu zeigen. Die Vergangenheit ist vorbei, nichts von dem was die Entwickler vielleicht früher bei GSC gemacht haben zählt mehr. Denn das Konfliktpotenzial zwischen den (wahrscheinlich) ehemaligen Mitarbeitern ist groß, denn Vostock hat mit "Survarium" ebenfalls einen geistigen Nachfolger für ihr größtes Spiel angekündigt. Da ist es verständlich, dass sie da nicht sonderlich erfreut darüber sind, dass andere Entwickler daher kommen und direkt mal das Gleiche ankündigen. Der Marketing-Manager von Vostock hat sich danach auch nochmal zu Wort gemeldet und gesagt, dass bei GSC sehr oft Entwickler in leitenden Positionen durchgereicht wurden, man solle also auf diese Behauptung des dubiosen Studios nichts geben. Das Interessante bei den Statements ist das diese danach sehr schnell wieder offline waren.
Das Merkwürdigste aber an der ganzen Geschichte ist, da es nur Szenen und Bilder von S.T.A.L.K.E.R. zusehen gibt, gibt es keinen echten Beweis dafür, dass Areal als Spiel überhaupt existiert.
Die Artworks:
Die Artworks fügen sich perfekt in des dubiose Puzzle ein. Es gibt ein Artwork bei dem ein Mann in einem etwas heruntergekommenen Raum sitzt, mit einer Tasse in der Hand an einem Schreibtisch. Und hinter ihm sieht man die Tentakel eines Kraken. Da könnte man jetzt sagen "Ja, das könnte doch etwas sein!", aber das wohl nicht, denn das Bild ist 2010 entstanden. Es hat also mit dem Spiel an sich garnichts zutun und die restlichen Bilder auf der Seite richten sich an das Buch auf dem Areal in Teilen basiert. Diese Teile sind aber so klein, dass man nicht behaupten kann Areal ist eine Buchumsetzung, also hat dieses Bild mit dem Spiel an sich nicht das Geringste zutun.Das Artwork, das nicht zum Spiel gehört |
Ein paar Beispiele: Sie haben ein Bild veröffentlicht in dem ein Soldat einsam im Wald steht. Dieses Bild hat sich im nachhinein als eine Konzeptgrafik eines Künstlers herausgestellt, welche einfach von West Games "gephotoshoped" wurde.
Ein Bild eines Soldaten, wieder im Wald, diesmal aber bei Nacht. Dieses Bild ist aus einer Tech-Demo der Unity-Engine, in der sie Werbung für ihre prozedurale Generierung der Spielwelt machten.
Auf einem anderen Bild ist nur ein Wald zusehen, mit einer etwas heruntergekommenen Werbetafel mit dem Areal-logo drauf. Das Bild ist aus einem Unity-Enviroment-Pack. Es sieht aus, als haben sie ganz schnell mit Unity etwas zusammgefriemelt und das veröffentlicht, als Beweis, dass Areal doch existiert. Allerdings: alle diese Bilder sind mittlerweile, wie auch die Statements, wieder gelöscht. Sie waren nur ein paar Tage online und wurden dann sofort wieder heruntergenommen.
Auf der Website geht's weiter:
Auf dieser Website, die nebenbei total verbuggt ist, findet man Blog-Einträge, die Monate in die Vergangenheit zurückführen und die verweisen auf "ihr" S.T.A.L.K.E.R.. Nur sind diese Einträge Copy-Paste von Wikipedia. Es gibt, wie eingangs erwähnt, auch kein Impressum damit man weiß wer West Games überhaupt ist.Es gibt ein Video in dem sich die Entwickler vorstellen. Hätte es dieses nicht gegeben hätte man durchaus das Recht zu fragen: "Gibt es diese Entwickler überhaupt?".
Auf der offiziellen Facebook-Page von S.T.A.L.K.E.R. wurde auch ein Aufruf gestartet die Jungs zu unterstützen, aber der ist auch wieder offline.
Übertriebene Versprechen:
Da sind wir beim nächsten Punkt: Die Zielsumme. 50.000$. Für einen Nachfolger zu einem der größten Shooter die es gibt ist das eine wahnsinnig kleine Summe. Die Gründe sind ebenso dubios wie eigentlich alles. Die Begründung ist, dass man bei West Games noch einige Ersparnisse habe, sowohl privat als auch von GSC und man bräuchte nicht mehr, da sie erfahrene Entwickler sind. Man muss dazu sagen es sind 5 Entwickler.Und für 5 Entwickler sind die Versprechen die zuletzt gemacht wurden kaum einzuhalten, denn es soll größer werden als das Vorbild und soll auf allen Plattformen erscheinen - inklusive WiiU. Das Problem ist, da es wirklich nichts gibt das beweist, dass es Areal überhaupt gibt, das Menschen, die in dieses Spiel investieren, ihr Geld für ein Versprechen geben. Da kann man genauso gut auf die Straße gehen und jedem Mann der einem verspricht die Welt zu erobern 20€ in die Hand drücken.
Passend zur Übertreibung: Es gibt Stretch-Goals bei diesem Spiel, die einem die Tränen in die Augen treiben. Das Höchste ist nämlich bei 1.000.000$!! Der kleinste Sprung ist bei 100.000$, also die doppelte Summe, da sagt West Games dazu, dass sie mit diesem Geld neue Entwickler einstellen könnten, die für eine lebhaftere Flora sorgen würden.
Danach werden die Sprünge riesig und auch die Versprechen, bei denen man denkt: "Die brauchen doch eigentlich 20 Millionen dafür.". Es wirkt, als hätten sie keine richtige Ahnung davon, wie viel eine Entwicklung eines Spiels eigentlich kostet.
Putin's Lieblinge und der Abbruch der Aktion:
Der Abschluss und wohl auch der Höhepunkt von Areal. Sie bekamen einen Brief, mit dem Anliegen, dass ein netter Herr für seine Tochter doch gerne eine Alpha-Version des Kickstarter-Projektes haben möchte. Zudem sagte er, er sei ein großer Fan von West Games und werde sie mit Geld unterstützen.Unterschrieben war der Brief von Wladimir Putin und kam, laut Aufmachung, direkt vom Kreml. "Das ist doch Quatsch!" wird man jetzt denken und das denken wohl alle und das ist auch so.
Kommen wir nun zum Schlusspunkt in der ganzen Geschichte: dem Ende von Areal.
2 Tage vor ende der Crowd-Funding-Aktion war der Stand von Areal bei 40.000$. Der Zahlungsfluss war seit Tagen immer auf einem sehr niedrigen Niveau geblieben. Aber siehe da! Innerhalb von 2 Tagen wurden aus den 40.000$ fast 65.000$! Aufgrund des niedrigen Zahlungsflusses konnte Kickstarter nicht anders und hat die Aktion abgebrochen.
Der Verdacht liegt natürlich nah, dass West Games aus eigener Tasche das fehlende Geld dazu gelegt hat und das ist laut den Regeln der "Eigenfinanzierung" bei Kickstarter verboten.
Das Artwork stammt von einem Künstler mit Photoshop bearbeitet und für Areal verwendet |
Die Reaktion der (wahrscheinlich) Ukrainer ließ nich lange auf sich warten und haben auf ihrer eigenen Seite eine eigene Crowd-Funding-Aktion gestartet. Zudem habe das Entwicklerstudio mehrmals versucht mit Kickstarter Kontakt aufzunehmen, um die Gründe zu erklären wie denn plötzlich fast 25.000$ dazugekommen sind. Sie sehen sich dazu auch als Opfer des angespannten Verhältnisses zwischen Russland und der Ukraine.
Und das war das Ende der wohl dubiosesten Crowd-Funding-Aktion aller Zeiten. Aber sie zeigt eines: mögen die Versprechen und ersten Szenen noch so toll aussehen, auch auf Kickstarter muss man vorsichtig sein. Man weiß nie in was man da Geld investiert.
In diesem Sinne! Danke für das Lesen meines Specials, ich musste es einfach los werden und bis zum nächsten Artikel.
- Euer Franz (:
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