Das schönste Spiel in diesem Jahr!
The Vanishing of Ethan Carter ist die Grafikoffenbarung. Die Technik der Fotogrammetrie ermöglicht es auch einem kleinen polnischen Indie-Studio das schönste Spiel des Jahres bis hier hin zu machen. Aber haben es The Astronauts, größtenteils ehemalige Entwickler von People Can Fly (Bulletstorm, Painkiller), auch geschafft ein spielerisch tolles Adventure zu entwickeln? Das erfahrt ihr nun im Test.Auf der Suche nach Ethan Carter:
Wir verkörpern Paul Prospero, einen Detektiv mit übersinnlichen Fähigkeiten. Dieser wurde beauftragt den kleinen Ethan Carter zu finden, da die Polizei an ihre Grenzen stößt. Prospereo gilt als einer der Besten in seinem Beruf. Warum? Weil er in der Lage ist anhand von Beweisen sich in eine Parallelwelt in der Vergangenheit zu versetzen, in der er die letzten Augenblicke der Leiche miterleben kann.Schnell finden wir heraus, dass der kleine Ethan in Verbindung mit einer mysteriösen Macht steht. Welche das ist verraten wir natürlich nicht, denn die Geschichte ist der Hauptgrund dieses Spiel in seine Sammlung aufzunehmen.
Je mehr Beweise wir finden, desto näher kommen wir der Vergangenheit. |
Jedoch muss man sich darauf einlassen, dass die Geschichte lose erzählt wird, denn The Vanishing of Ethan Carter ist ein nonlineares Adventure. Wir streifen in einem, für Adventure-Verhältnisse sehr großen, Gebiet umher und erleben da die Geschichte, in dem wir uns von Fall zu Fall arbeiten.
In welcher Reihenfolge wir dabei die Fälle lösen ist egal, nur werden die Tatorte nach einiger Entfernung auf Null gesetzt. Wenn einem die Lösung also erst später bei einem anderen Tatort einfällt, kann es sein, dass man die Beweise nochmal alle neu zusammenreimen muss.
Repetitive Ermittlungen:
The Vanishing of Ethan Carter bringt durch die übersinnlichen Fähigkeiten etwas Schwung in das zum Teil angestaubte Gameplay vieler Krimi-Spiele. Haben wir alle Beweise zusammen und sie mit Gegenständen kombiniert, können wir an die Leiche herantreten und uns in die Vergangenheit versetzen lassen. Eine tolle Lichtstimmung herrscht in dieser Welt. Die Hauptaufgabe: Die Szenenbilder der Tat, die wir sehen, in die richtige Reihenfolge bringen und die Tat miterleben. Haben wir das geschafft bringt uns das einen ganzen Schritt weiter in der Geschichte.Leider kämpft auch diese Art der Lösungssuche mit den alten Problemen. Im Prinzip machen wir bei jedem Fall das gleiche. Wir suchen die Leiche, finden Beweise, treten in die Vergangenheit ein und bringen alles in die richtige Reihenfolge. So toll die Idee auch ist, aber ein bisschen mehr Abwechslung hätte dem Spiel gut getan.
Bringen wir die Szenenbilder in die richtige Reihenfolge, dann sehen wir die Tat vor uns ablaufen. |
Zudem geizt das Spiel mit Hilfestellungen, was einem bei Start eines neuen Spiels auch gleich eingeblendet wird. Keine Karte mit der wir wissen, wo wir gerade sind. Kein Tagebuch, mit dem wir wissen, welche Hinweise wir bereits gefunden haben, oder welche Fälle wir gelöst haben, oder welche neuen Erkenntnisse es gibt. The Vanishing of Ethan Carter ist nicht schwer, aber um die Geschichte gut mitverfolgen zu können, muss man größere Teile am Stück spielen, damit man zwischendrin nicht den Faden verliert. Das Spiel speichert zwar, aber an manchen Stellen sind die Speicherpunkte etwas fies. Wenn man eine Miene komplett durchqueren muss, ohne einen Speicherpunkt, die noch nicht mal sehr klein ist, kann das schon etwas nerven.
Abseits der Fälle muss man The Astronauts in der Welt ebenfalls einen Minus-Punkt geben. Es gibt in der Welt einfach zu wenig zu tun. Wir rennen einfach nur von Tatort zu Tatort und haben zwischendurch keine Möglichkeit etwas zu erleben. Bis auf ein Easter-Egg, welches ich aber natürlich nicht näher nennen werde. Da es so wenig zu tun gibt merkt man auch deutlicher, dass das Spiel ein kurzweiliges Vergnügen ist. nach 3 - 4 Stunden ist die Geschichte erzählt. Die wartet allerdings mit einem sehr guten Ende auf, welches die Perspektive auf das vorher erlebte stark ändert. Es lohnt sich also ein zweiter Durchgang, mit anderer Herangehensweise, um die Story in vollen Zügen zu genießen.
Grafik: Bombastisch! Sound: Bombastisch!:
Kommen wir nun zum DEM Punkt bei The Vanishing of Ethan Carter. Die Grafik ist einfach unglaublich schön! Enorme Weitsicht, eine schön gestaltete Welt und das alles in einem Level. Die Texturen wurden komplett aus der echten Welt fotografiert, mit einer speziellen Kamera, die auch Höhenunterschiede in der Oberfläche wahrnimmt. Durch diese Technik, auf Basis der Unreal Engine 3, ist jeder Moment ein Postkarten-Moment, in dem man einfach stehen bleiben will und die Welt genießt. Dazu ist das Spiel extrem Anforderungsarm. Aber was fehlt natürlich, wenn man durch eine toll gebaute Welt geht? Natürlich der Soundtrack.Der ist in The Vanishing of Ethan Carter ebenfalls gut gelungen, ist nicht zu penetrant, entspannt, beinhaltet aber Melodien, die einem wirklich im Kopf bleiben.
In solchen Momenten lässt das Spiel die Grafikmuskeln spielen. |
Dazu ist die Atmosphäre zum zerschneiden dicht. Nicht umsonst gilt es als "Mystery-Horror-Adventure". Der Horror setzt hier aber nicht mit großen Schockmomenten und Scare-Jump in der Ecke, sondern die beklemmende Atmosphäre und die finsteren Mächte im Hintergrund der Story und die Vorstellungskraft des Spielers selbst, sorgen für eine gewisse Horrorstimmung. Diese wird durch einige Kommentare des Protagonisten noch verstärkt, denn der Kommentiert ab und zu das Erlebte mit zum Teil sehr zynischen Ansichten.
Diese Technik könnte die Grafik in der Spieleindustrie revolutionieren. Sie benötigt an manchen Stellen noch feinschliff, beispielsweise saust an manchen Stellen die Performance in den Keller, aber mit diesem Feinschliff werden wir noch viel Spaß an dieser Methode haben. Man muss The Astronauts einfach Respekt zollen! Ein kleines Indie-Studio stellt mit einer neuen Grafiktechnik sogar große Studios in den Schatten.
Fazit:
The Vanishing of Ethan Carter (The Astronauts)
The Vanishing of Ethan Carter ist kein Grafikblender! Es ist ein gutes Spiel, aber kein perfektes. Der Lösungsweg der Morde ist oft der Selbe, es gibt wenig zu tun in der Welt und für ein 3 - 4 Stunden-Vergnügen ist der Preis mit knapp 20€ doch recht happig. Trotzdem lohnt sich die Reise in eine schöne Welt mit finsteren Geheimnissen. Klar, die Grafik ist ein Muss für jeden, der Spiele mag, auch für welche, denen Grafik nicht das Wichtigste ist. Die Story ist aber das Hauptargument, denn die ist toll, wenn auch lose, erzählt und hält ein paar Überraschungen parat, zudem ist es ein Spiel für Spieler, die endlich wieder eine erwachsene Geschichte, mit Kommentaren des Protagonisten erleben wollen. Ich spreche hiermit eine Kaufempfehlung für The Vanishing of Ethan Carter aus! Wertung: 82 von 100 Punkten
Das war mein Test zu der Grafikwucht in diesem Jahr.
Euer Franz (:
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