Samstag, 4. Oktober 2014

Test! FIFA 15 (PC-Version) UPDATE!!

Addon? Update? Etwas Neues?

Natürlich! Auch 2014 geht die erfolgreichste Sportspielserie in die nächste Runde. EA präsentiert FIFA 15 mit Keyfeatures wie "Persönlichkeit der Spieler", "Rasen der unter dem Spiel leidet" und "die Beste Torwart-KI". Aber gelingt mit FIFA 15 ein Sprung in der Serie wie damals mit FIFA 09? Das lest ihr im Test. 

Update: Nachdem ich jetzt ein ganzes Stück länger Zeit hatte FIFA 15 zu spielen, habe ich mich dazu entschlossen das Spiel abzuwerten. Warum? Da im Langzeittest nun die KI-Fehler, vor allem der Mitspieler, ein gerüttet Maß überwiegen, werde ich das Spiel abwerten. Die Wertung die am Ende eines Tests steht, steht für den Spielspaß und der Spielspaß wird durch nichts deutlicher getrübt als durch riesige KI-Fehler die einem jedes Spiel kaputt machen. Auch der Tipp von dem geschätzten Kollegen den Schwierigkeitsgrad ein wenig anzupassen hat keine Besserung gebracht. Die neue Wertung findet ihr wie immer am Ende des Tests. 


Das Gameplay: "Alle hatten die Hosen voll, aber bei mir lief alles ganz flüssig (Paul Breitner):

Das Gameplay ist natürlich wieder das Sahnestück von FIFA 15. Dadurch, dass die Ignite-Engine erst jetzt auf dem PC ihr Debüt feiert, ist der Sprung von dem Vorgänger zum aktuellen Teil natürlich deutlich größer. 
Die Animationen sind schick, das Spiel läuft flüssig und alle Aktionen gehen leicht von der Hand. Besonders die Animationen! Durch eine Vielzahl an möglichen Stürzen, Schussmomenten, Zweikämpfen und Pässen ist Abwechslung vorhanden und das Zuschauen alleine wird nicht langweilig, an jeder Ecke findet man ein Detail, welches man vorher noch nicht gesehen hat. Leider hält die Mitspieler-KI nicht ganz dieses Niveau, aber dazu später mehr. 
Das Stärke-Diagramm - bekannt aus PES.



Das Spieltempo wurde gegenüber FIFA 14 leicht nach oben geschraubt, was für Beobachter nicht ganz nach "echtem" Fußball aussieht. Wer will kann in den Einstellungen natürlich das Tempo so einstellen, wie er es für richtig hält. Generell lässt sich aber sagen, dass die Pro Evolution Soccer-Serie hier immernoch ein tick realistischer ist. Trotz vieler Stellen die überarbeitet wurden, sieht es teilweise immernoch so aus, als würden die Spieler über den Rasen gleiten. In PES wirkt das deutlich "schwerer", als habe man eben einen echten Spieler unter seiner Kontrolle. Trotzdem bewegt sich FIFA, welches früher sehr Arcade-Mäßig daher kam, immer mehr Richtung sehr gute Simulation - gut so!

In Sachen Simulation hat sich EA dieses Jahr auch stark von der Konkurrenz um PES inspirieren lassen, um nicht zu sagen sie haben abgeguckt. Das Menü bei einer Auswechslung im Kader stellt die Stärken und Schwächen in dem aus PES bekannten Stärken-Diagramm dar. Ein Sechseck, welches nach die Richtungen ausschlägt, die in denen der Spieler seine Stärken hat.


Die Grafik: "Wir sind an ein Limit angekommen, wo es momentan nicht drüber geht." (Andreas Möller):

Naja, ganz ist das Limit mit der Ignite-Engine noch nicht erreicht, aber FIFA 15 sieht schon verdammt gut aus! 3D-Rasen der besonders bei Wiederholungen schick aussieht, Schatteneffekte und die Trikotanimiationen sind toll. Schweisperlen erkennt man auf der Stirn der Spieler und Grashalme fliegen bei wuchtigen Schüssen durch die Gegend wie Flusen bei einem neuen Teppich. 

Der Rasen sieht mit zunehmender Spieldauer deutlich mitgenommener aus und das Publikum sieht wieder Pappkameradig aus. Viel hat sich getan! Dennoch sehen viele Spieler immernoch aus wie Wachsfiguren. Zwar sind von den großen Vereinen alle Spieler von Hand gebaut, aber nicht immer auf gleichbleibendem Niveau. Sehr oft gibt es Ausreißer wie Dortmunds Blaszczykowski, den man ohne die Namensanzeige wohl nicht erkennen würde. Zudem kann man sich darüber streiten, welche Vereine denn wirklich groß sind. Wenn ein Hamburger SV, der Verein der noch nie abgestiegen ist, viele Editor-Gesichter behält, dann kann man schon ein bisschen die Nase rümpfen.  


Die KI: "Da krieg ich so den Ball und das ist ja immer das Problem" (Gerald Asamoah): 

Okay, ganz so schlimm ist es dann nicht, aber in manchen Fällen hat man in FIFA 15 tatsächlich das Gefühl, die Spieler gehen dem Ball aus dem Weg. 
Ganz so gut denkt nämlich die Mitspieler-KI nicht mehr mit, wie es beim Vorgänger noch war. Größtes Problem: sie rennt einfach nicht mit. Sehr oft erlebt man es, dass der Passgeber einfach stehen bleibt, anstatt mitzurennen. Im 4-4-2 mit breiter Raute mit Borussia Dortmund passiert es dann ganz gerne, dass Ciro Immobile den Pass nach außen gibt, aber im Mittelfeld dann den Rasen begutachtet, ohne auch nur auf die Idee zu kommen in den Strafraum zu laufen. Damit einigermaßen Betrieb vorne ist muss man schon auf "Offensiv" stellen, so muss man dann wenigstens nicht mehr mit einem Spieler durchrennen, was auf höheren Schwierigkeitsstufen ohnehin nicht mehr funktioniert. 

Aber manchmal hat auch die KI solche lichten Momente, dass man meinen könnte, das sind echte Spieler! Da laufen sie in Lücken und fordern den tödlichen Pass an, mit dem sie dann frei durch sind. Oder laufen nach einem Vorstoß im Mittelfeld schön an der Seite entlang, um die Flanke in den Strafraum zu schlagen. 
Die Gegner-KI hält sehr gut mit. Auch sie leistet sich oft Aussetzer, aber sie verteidigen konsequent und springen in erreichbare Pässe von uns herein, um einen Angriff zu verhindern. Liegt der Gegner knapp in Führung setzt er Zeitspiel ein. Das hat uns nicht selten zur Verzweiflung gebracht. Denn der Gegner hält den Ball und läuft mit dem eine Weile umher oder schießt in jedes mal aus dem Strafraum raus oder blockt uns den Ball an der Eckfahne weg. Während wir öfters kurz davor waren mit dem Gamepad die Wand umzugestalten, mussten wir aber zugeben, dass das schon sehr cool ist. Eine KI die so sehr auf das Spiel reagiert ist echt toll. 
Wie die KI mitdenkt sehen wir hier deutlich:
Immobile stürmt nach vorne, aber der Sturmkollege
(Der gelbe Punkt auf dem Radar direkt dahinter) orientiert sich lieber
Richtung Mitspieler an der Flanke. Nicht so dolle.


Die groß beworbene Persönlichkeit der Spieler und die Entwicklung während des Spiels ist dagegen leider kaum zu merken. Dem Ronaldo ist das ziemlich egal, dass er zum 20.mal von Neymar umgenietet wurde. Das Einzige was wir sehen ist, dass sie in Sequenzen mal sich ein paar Worte austauschen, mehr aber auch nicht. Da kann FIFA 16 nächstes Jahr gerne noch ein oder zwei Schippen drauflegen. 

Sahnestück von FIFA 15 ist sowieso die Torhüter-KI und deren Animationen. Die sind nämlich so gut gelungen, dass man bei guten Keepern regelmäßig Frustbisse in das Gamepad durchführt, weil der verdammte Torwart alles hält was geht. Dabei kommt es nun öfter zu einer Fußabwehr bei flachen Schüssen und das Verhalten in Gefahrensituationen ist nun deutlich intelligenter als früher. Zusätzlich der neuen KI, und das war auch beabsichtigt von EA, sind die Torwart-Aussetzer. Ab und zu lassen die Torhüter einen Ball durch die Beine flutschen oder ihn ungünstig zum Gegner abprallen. Bei dem Mann zwischen den Pfosten hat sich gegenüber dem Vorgänger am meisten getan. 


Die Atmosphäre: "Die Stadt ist schwarz voller Menschen in orange" (Dieter Kürten): 

War die Stadionatmosphäre in FIFA bisher sehr gut, dann ist diese in FIFA 15 überragend! Anders kann man das nicht sagen. Laute und vor allem originale Fangesänge der großen Vereine. Liegt die Mannschaft kurz vor Ende in Führung dann stimmen die Fans in riesiger Lautstärke das Vereinslied an. Bereits im "Eröffnungsspiel" beim ersten Start von FIFA 15, das Spiel Liverpool vs. Manchester City, welches über den Ausgang der Meisterschaft entscheidet, singen die Fans beim Einlauf der Mannschaften "You'll never walk alone!". Das Gleiche auch nochmal am Ende, wenn Liverpool dabei ist, das Spiel zu gewinnen. 
Beim Einlauf der Mannschaften zeigen die Fans zu wichtigen Spielen schöne
Beim Einmarsch der Mannschaften zeigen die Fans
große Choreographien.
Choreopraphien, die bei den kleineren Vereinen leider notdürftig ausfallen, und leider wiederholen sich diese schnell, weshalb es nach einiger Zeit nicht mehr so bombastisch ist, wie beim ersten mal. Trotzdem: alleine für die Mühe hat EA hier ein dickes Lob verdient! 

Unterstützt wird die fernsehreife Präsentation von kleinen Einblendungen inklusive eines Kommentars der Moderatoren. Beispielsweise sieht man da den Lakic von Kaiserslautern eingeblendet, zu dem der Kommentator sagt "Dieser Stürmer ist aktuell in bestechender Form." oder auch "Dieser Spieler erlebt derzeit eine echte Durststrecke, wann wird er endlich treffen?" 
Leider ist auch diese Funktion nicht ganz frei von Fehlern, wenn beispielsweise aus Sebastian Polter (Stürmer bei Union Berlin) vom Kommentator gleich mal ein Verteidiger gemacht wird, dann wirkt das doch seltsam. 

Der Sound im allgemeinen ist ebenfalls gut gelungen, Schüsse klingen wuchtig und Pässe gefühlvoll, das einzige was die Atmosphäre etwas kaputt macht sind die Kommentartoren. Das ist kein direkter Vorwurf gegenüber Manni Breuckmann und Frank Buschmann, aber zu viele Sprüche sind bekannt, nur wenige Sprüche sind neu. Wenn man sich im Vergleich die englischen Kommentartoren anhört, da liegen Welten dazwischen. Entweder mit dem nächsten Teil gibt es komplett neue Kommentartoren oder es kommt eine ganze Schatztruhe voll mit neuen Sprüchen daher. Nichtsdestotrotz ist das Kommentar-Niveau immernoch um einiges höher als bei Wolff Fuss und Hansi Küpper bei Pro Evolution Soccer.

Zu der tollen Atmosphäre gehört natürlich auch das dicke Lizenzpaket, welches EA Jahr für Jahr liefert. Vereine, Spieler und Fangesänge sorgen für tolles Liga-Feeling. Dazu gekommen in diesem Jahr ist wieder die Türkische Süper Lig, das Gerücht, dass die 3.Liga aus Deutschland dabei ist hat sich leider nicht bestätigt, aber ein Wort an EA: Das wäre toll wenn ihr das machen würdet, schließlich habt ihr ja auch viele kleine Ligen in England im Paket dabei! ;)



Die Modi: "Das Geheimnis des Fußballs ist der Ball." (Uwe Seeler): 

Die Modi bleiben gegenüber FIFA 14 unverändert. Im Be-A-Pro-Modus übernehmen wir einen selbsterstellten oder bereits vorhandenen Spieler und führen ihn in die größten Stadien, zu den größten Vereinen dieser Welt. 
Neben ihm gibt es den Manager-Modus, der auch keine großartigen Veränderungen mit sich bringt. Spannend wird es da, wenn es um wenige Punkte geht, die über den Ausgang der Saison entscheiden oder während der Transfer-Phase, wenn wir unsere Scouts los schicken, Spieler kaufen und den Countdown des letzten Transfer-Tages gespannt mit den Neueinkäufen der Vereine unserer Liga betrachten. 
Trotz der wenigen Änderungen bleiben die Modi weiterhin motivierend und schließlich gibt es ja noch Online-Saisons und "Ultimate Team", in dem wir jetzt auch Spieler ausleihen können. Diese bleiben dann für ein paar Partien in unserem Kader. 

Selbsterstellte Tuniere dürfen wir nur am heimischen PC austragen. Mit bis zu 64 Mannschaften können wir theoretisch jedes Einzelne Spielen, oder wir duellieren uns mit 63 Freunden. Online gibt es nur vorgefertigte Tuniere, hier vergibt EA eine Chance. 


Fazit: "Ich mache nie Voraussagen und werde das auch niemals tun!" (Paul Gascoigne):
FIFA 15 (EA Sports)

FIFA 15 ist für mich ein schwieriges Thema. Ja, es ist wieder ein tolles Fußballspiel. Ja, die Stadionatmosphäre ist atemberaubend und ja, im Gameplay hat sich etwas getan, vor allem für uns PC-Spieler. Aber trotzdem fühlt sich FIFA 15 mehr wie ein Grafikupdate an. Ein sehr umfangreiches und tolles Grafikupdate, aber nicht wirklich etwas neues. Besonders auf den Konsolen ist kein wirklich krasser Unterschied zwischen dem Vorgänger von 2013 und dem jetzigen FIFA zu erkennen. 
Momenten kriechen FIFA und PES nebeneinander her, keine Serie kann sich wirklich mit großem Abstand auf den Thron setzen. Das dieser auch dieses Jahr an FIFA geht ist unbestritten, aber schleppend. Ich glaube, dass dieser Zwiespalt in mir nicht da wäre, wenn EA Sports für FIFA nicht jedes Jahr den Vollpreis von 60€ verlangen würde, klar man hat ein Jahr lang dicke Spaß mit dem Spiel, aber die Änderungen sind weiterhin zu klein um jedes Jahr 60€ zu rechtfertigen. 


Wertung: 73 von 100 Punkten
Nach dem Langzeittest wurde die Wertung von 82 Punkten um 9 Punkte verringert.  

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