Dienstag, 2. September 2014

Test! The Walking Dead: Season Two

Sehr gut! Kommt aber an Vorgänger nicht heran

Endlich wieder ein Test! Nachdem nun die 2.Staffel von dem The Walking Dead-Adventure von Telltale mit Episode 5 "No going back" abgeschlossen ist, ziehen wir mal Bilanz und sagen, ob sie denn genauso überragend ist, wie die 1.Staffel. 

Ich versuche das alles hier einigermaßen Spoilerfrei zu halten, sollte es doch zu einem gewaltigen Schnitzer kommen, wird das natürlich mit einer Vorwarnung angekündigt. ;) 



Nicht ganz so tolle Charaktere: 

Wenn die erste Staffel eins ausgezeichnet hat, dann die Charakterzeichnung. Der Beschützerinstinkt für Clementine, der ziemlich mürrische, aber im Herzen ein Guter, Kenny. Dazu ein Herzenswarmer Lee, der sich um ein fremdes Mädchen kümmert als wäre es seine Tochter und in jeder Situation fühlt man mit den Menschen mit. Jeder der stirbt ist ein herber Verlust, weil man jeden auf irgendeine Art mag. 
 
Die neue Truppe bleibt leider ziemlich blass

Durch das Ende vom ersten Teil musste Telltale quasi die gesamte Gruppe auswechseln. In den ersten 3 Episoden werden wir also mit einer Flut an neuen Namen weggespült. Weggespült passt hier auch, denn die Charaktere sind nicht mehr ganz so einprägsam wie im Vorgänger, wenn ein Name im Gespräch fällt, dann kann es schon mitunter dazu kommen, dass man ganz schön lange nachdenken muss, bis man weis wer gemeint ist. 

Nur die Lagerfeuer-Gespräche bringen uns näher an die neuen Leute in unserer Gruppe. Die emotionalsten Momente resultieren aber dennoch aus Situationen und Rückblenden, im Zusammenhang mit aktuellen Geschehnissen, mit den Leuten aus Staffel 1. 


Die Story: Toll, aber nicht perfekt:

Die Story von Season Two gehört immernoch zu dem besten, was man aktuell spielen kann. An manchen Stellen wirkt es aber so, als hätte sich Telltale ab und zu die Charaktere ein wenig zurechtgebogen um Handlungswendungen oder -erzählungen besser reinzubringen. 

Trotzdem schafft es Telltale uns immer wieder zu packen, denn irgendwann haben auch wir mal keine Testbrille auf und vergessen in emotionalen Momenten einfach eine oberflächliche Charakterentwicklung oder seltsame Verhaltensweisen der Charaktere, da sind wir dann einfach nur noch am schluchzen. 


Clementine kann's auch als Heldin: 

Ein riesiges Lob muss man Telltale für die Entwicklung von Clementine geben. Das Mädchen, das wir im ersten Teil mit unserem Leben beschützt hätten ist stark geworden, kann sich nun selbst verteidigen. Trotzdem haben die Adventure-Fachleute darauf geachtet, dass ich ein 11 Jähriges Mädchen im Kampf nicht verhält wie der erwachsene Lee, und haben das Kampfsystem leicht verändert.
Clem weicht eher aus, als dass sie zuschlägt. Mit schnellen Bewegungen weg vom Gegner und aus dem Hinterhalt eine überbrezeln.

Viele der Kampfsequenzen sind deshalb auch eher zur Verteidigung als zum Angriff. 
Aber nicht nur die tolle Unterteilung zwischen erwachsenem Mann und kleinem Mädchen, machen Clem so toll. Die Charakterentwicklung ist bei ihr besonders gut gelungen. In manchen Rückblenden, vor allem in der letzten Episode, sehen wir noch das kleine Mädchen, das an der Seite von Lee läuft. Mit lockigen, langen Haaren und einem runden Gesicht und niedlicher Stimme. 
Nun hat sie die kurzen Haare, ein kantigeres Gesicht, eine erwachsenere Stimme und ist in der Lage schwierige Entscheidungen zu treffen und die Gruppe zusammenzuhalten. 
Clem ist in dieser Gruppe nicht das schwache Glied, sie hat ihren eigenen Willen und zeigt das auch ihren Mitstreitern, die ihre Meinung wohl mehr respektieren als die von anderen Mitgliedern der Gruppe. 

Dagegen verhalten sich ihre Mitstreiter oft nicht gerade klug und oft auch selbstsüchtig. 
Wenn ein Mitglied der Gruppe plötzlich das Weite sucht, allein und ohne Ausrüstung, dann ist das nicht klug. Wenn andere versuchen abzuhauen und dabei noch Vorräte mitzunehmen, dann ist das nicht nur nicht klug sondern auch egoistisch. 



Spannungsanstieg kommt fast zu spät: 

Der Spannungsanstieg ist wohl das größte Problem von Season Two. Zu oft werden wir mit kleinen Aufgaben und Besorgungen bei Stange gehalten. Episode 3 ist dafür das beste Beispiel. Erst am Ende kommt die Episode in Gang, davor haben wir immer das Gefühl, das kleine Kanonenfutter zu sein. 
Mit Gesprächen können wir viel bewirken


Episode 4 und 5 dagegen zeigen wieder, was in Telltale steckt. Die kommen nämlich tatsächlich an das Niveau von Staffel 1 heran, Spannungskurve ist überragend, denn man merkt, es neigt sich dem großen Finale zu, viele schwierige Entscheidungen die über das Ende entscheiden, schwere Schicksalsschläge und immer wieder kleine Hoffnungsschimmer in einer feindlichen Welt machen diese beiden zum Prunkstück von Season Two. 


Die Mechanik: ein spielbarer Film: 

Die Mechanik hinter der Story und den Zwischensequenzen ist wie ein spielbarer Film mit Adventure-Elementen. 
In Sequenzen machen wir nicht viel mehr, als vorgegebene Punkte anzuklicken, mit Charakteren zu Reden, oder mit Reaktionsspielen gegen Zombies zu kämpfen. 
Wenn es einmal eine Suchaktion gibt, dann läuft es wie in einem 3D-Adventure ab. Eine festvorgegebene Kameraposition, die je nach Situation wechselt und alles womit wir interagieren können, wird angezeigt mit den Optionen, die man mit dem Ding anstellen kann. Beispiel: Personen können wir meistens entweder angucken oder ansprechen. In bestimmten Situationen wird uns auch gleich angezeigt, was wir mit der Person machen können. Wir können auch alle Optionen nacheinander durchgehen, für die, die das ganze Spiel erleben wollen. 
Fakt ist: die einfache Spielweise hilft dabei sich auf die Story zu konzentrieren und das ist auch das Anliegen von Telltale. Sie wollen mit The Walking Dead, ähnlich wie mit The Wolf Among us, kein spielerisches sondern ein emotionales und storytechnisches Highlight bringen und das haben sie geschafft. 

Die Grafik bleibt weiterhin im Comic-Stil. Das wirkt stimmig, ist aber auch den geringen Geldmitteln von Telltale geschuldet, da sie kein großes Budget für eine starke Grafikengine haben. Aber sie schaffen es mit dem Comic-Look matschige Texturen zu kaschieren und mit geringen Mitteln etwas Tolles herauszukitzeln.


Fazit: 
The Walking Dead: Season Two (Telltale Games)


Telltale Games hat mit der 2.Staffel eine tolle Fortsetzung gezaubert. Klar, es gibt einige Schwächen, vor allem bei der Charakterentwicklung der Mitstreiter, aber die Story schafft es, das alles wieder wett zu machen. 
Für mich ist Staffel 2 keine Enttäuschung. Telltale hat sich mit dem Vorgänger eine so hohe Messlatte gesetzt, dass sie einfach daran scheitern mussten, weil es wohl nie wieder so ein perfektes Erlebnis wie die erste Staffel geben wird. 

Telltale schafft es mit geringen Mitteln ein Adventure zu bauen, das sich locker mit AAA-Titeln messen kann und vom Storytelling her mit nichts vergleichbar ist, außer natürlich den anderen Telltale-Spielen. Eine 3.Staffel ist bereits angekündigt, auf die ich mich sehr freue, aber Game of Thrones und Tales from the Borderlands werden genauso große Highlights im Adventure-Genre darstellen. 


Wertung: 80 von 100 Punkten




Das war mein (kleiner) Test zu The Walking Dead: Season Two! Ich hoffe er hat euch gefallen und freut euch genauso auf die 3.Staffel wie ich! 
Euer Franz (: 

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