Samstag, 20. September 2014

Special! Early Access

Der Trend bei Steam und das Streitthema bei Spielern und bald auch auf Sony's Playstation. Über 152 Spiele sind derzeit in der sogenannten "Early-Access-Phase".  Welche Chancen haben kleine Entwickler mit Early Access? Welche Gefahren verbergen sich dahinter? Was ist Early Access überhaupt? All das sind Fragen die sich wohl viele stellen. Ich werde euch das Thema ein bisschen näher bringen. 


Geld für ein unfertiges Spiel?: 

Der Name Early Access verrät es schon ein bisschen. "Früher Zugang" um es wortwörtlich zu übersetzen beschreibt eigentlich nur, dass man für ein unfertiges Spiel bezahlen soll. Natürlich weniger als bei späterem Release, allerdings ist dies schon eine Hürde, über die die meisten noch springen müssen. Berühmtester Ausspruch dabei ist wohl der Satz von Dean "Rocket" Hall, der Erfinder von DayZ und Projektleiter von DayZ Standalone, der bei Beginn der Alpha und des Early Access-Zugangs davor gewarnt hat, für das Spiel im aktuellen Zustand Geld auszugeben. 
Was ist Early Access?

"Wenn ihr darüber nachdenken müsst, ob ihr euch das Spiel kauft oder nicht, dann lasst es lieber gleich." 

Der Sinn hinter dem verfrühten Zugang ist, dass sich die Community aktiv in die Entwicklung mit einbringen soll. Durch Ideen für neue Inhalte oder die Meldung von Bugs soll das Spiel nach und nach gepatcht werden, bis es final veröffentlicht wird. Dafür bezahlen die Spieler in der Phase natürlich weniger Geld, als wenn sie es erst bei Release kaufen. Man bringt also ein großes Vertrauen in den Entwickler mit, bzw muss man das tun, denn das kann auch schnell nach hinten los gehen. 

Ein gutes Beispiel für Early Access im weitesten Sinne ist Minecraft. Das lief zwar nicht über Steam und hat auch nie diesen Begriff benutzt, allerdings verlief es genau nach dem gleichen Konzept. Es wurde als Alpha für 10€ veröffentlicht und stetig verbessert. Mit Eintritt in die Beta kostete das Klötzchen-Spiel 15€ und bot nun deutlich mehr Möglichkeiten. Am 18.November 2011 wurde dann mit Minecraft 1.0 die erste offizielle Releaseversion präsentiert und erreichte den finalen Preis von 20€. Genau nach diesem Plan verläuft das Programm von Steam. 
Die wohl berühmtesten Vertreter in der Early-Access-Phase sind wohl The Forest, DayZ Standalone und die Indie-Perle, und von vielen als "Minecraft-Nachfolger" betitelte, Starbound. Alle drei sind positive Beispiele für dieses System, allerdings gibt es wie überall auch hier schwarze Schafe. 


Early Access als Chance!: 

Bevor wir allerdings zu den Gefahren kommen sprechen wir über die Chancen, die sich mit Early Access ergeben. Die größten Möglichkeiten ergeben sich natürlich für kleine Indie-Studios. Sie können ihr unfertiges Spiel veröffentlichen und schon ein bisschen Geld einnehmen, um damit die weitere Entwicklung zu finanzieren. Aber natürlich bieten sich auch für die Spieler viele Gelegenheiten, Spiele die für sie interessant sind, in die Richtung zu bringen, in die sie es auch haben wollen. 
Zu oft sind Preview-Versionen von Spielen Augenwischerei, um dann im fertigen Spiel zu enttäuschen. Hier haben die Spieler die Chance so etwas zu verhindern. Aber auch das hat durchaus negative Seiten. 

Die bekommen nämlich aktuell vor allem Bohemia und Dean Hall zu spüren. Die DayZ-Community ist wohl eine der schwierigsten die man sein Eigen nennen kann. erst vor kurzem hat sich der DayZ-Erfinder darüber so sehr aufgeregt, dass er mit einem kompletten Kontaktabbruch in der Entwicklung drohte. Da die Community sehr gespalten ist, gehen natürlich auch die Meinungen wie DayZ später mal werden soll auseinander. Wünscht sich die eine Seite ein Feature, dann baut Bohemia das ein, wenn es genug Zuspruch bekommt. Kommt dieses dann mit einem Update ins Spiel, meldet sich die andere Seite und beschwert sich darüber. Da die Leute, die ihren Willen mit diesem Feature bekommen haben, erstmal ruhig sind, wirken die Schreie der anderen Seite natürlich viel lauter. Ein sarkastischer Tweet von Dean Hall dazu: "Hey, Loot-Respawn wäre doch eine tolle Idee! Feature wird eingebaut. "Was soll denn dieser blöde Loot-Respawn?! Haut den gleich wieder raus!" 

Eine enge Bindung zur Community in der Entwicklung ist immer gut. Nicht ohne Grund entwickelt Epic Games ihr neues Unreal Tournement zusammen mit der Community, allerdings sind Spieler, die unbedingt ihren Willen durchsetzen wollen der Knackpunkt. Manche Sachen kann man einfach nicht einbauen, so gern man es auch machen würde, aber da es nicht geht, schreit der Spieler wild auf und macht dem Entwickler das Leben schwer. 


Early Access als Gefahr!: 

Okay, das klingt nun ein wenig übertrieben, aber Early Access ist natürlich gefährlich. Nicht wenige Entwickler nutzen das Vertrauen der Community aus. Sie entwickeln das Grundspiel, veröffentlichen dies auf Steam Early Access, nehmen die ersten Gelder ein und stellen die Entwicklung ohne irgendeine Meldung ein und behalten das Geld. 
Ein Beispiel dazu ist die verschwurbelte Geschichte zu dem Spiel "Areal" welches zu erst auf Kickstarter begann und nachdem es da gesperrt wurde nun versucht auf Early Access Fuß zu fassen. In unserem Special! zur Geschichte von Areal könnt ihr das Geschehen genauer nachlesen, aber zum Verständnis hier kurz zusammengefasst: Areal startete auf Kickstarter, nahm bereits eine ordentliche Summe ein, und das verantwortliche Entwicklerstudio West Games, alles angeblich ehemalige führende Leute bei S.T.A.L.K.E.R.-Entwickler GSC Gameworld, veröffentlichte nicht viel mehr als Artworks. 
Bei diesen stellte sich nach und nach heraus, dass sie teilweise von anderen Künstlern, leicht verändert, geklaut wurden und nichts mit dem Spiel zu tun hatten. Im Trailer dazu gab es nur Szenen aus S.T.A.L.K.E.R. zu sehen und nichts von Areal. Bis heute gibt es kein Beweis ob dieses Spiel überhaupt jemals existiert hat, oder ob die Entwickler einfach nur Geld einnehmen wollten. 
Areal versucht es nach Kickstarter auf Early Access

Nachdem zwei Tage vor Ende der Kickstarter-Kampagne immernoch 10.000$ fehlten und auch die Geldflüsse nur noch ganz klein waren, hatte man die kleinsten Hoffnungen nun auch weggeworfen. Aber plötzlich stehen da über Nacht keine 40.000$ mehr sondern 65.000$! Kickstarter nahm das als Beweis, dass die Entwickler eigenes Geld dazugelegt haben, was verboten ist, und löschte das Projekt umgehend. 

Klar, das ist eine Kickstarter-Geschichte gewesen, allerdings kann so etwas auch bei Ealry Access passieren. Die Entwickler von Cube World fielen deshalb ebenfalls in Ungnade. Vieles wurde angekündigt und groß präsentiert. Allerdings ist davon bis heute nicht viel zu sehen, denn das letzte große Update von Cube World ist ewig her. Dabei muss man zwar bedenken, dass das zwei Brüder in ihrer Freizeit entwickeln, aber das ist bei der Community als Entschuldigung nicht hoch angesehen. "Wenn man schon Early Access macht, dann muss man für das Spiel auch was tun", so die Meinung einiger. 

Mit einem Spiel in dieser Phase kauft man sich also, überspitzt gesagt, die berühmte "Katze im Sack". Entweder man hat Glück und die Entwickler arbeiten weiter an dem Spiel und verbessern es stetig bis zum Release etwas tolles herangewachsen ist. Oder die Community investiert in ein Spiel, welches wohl nie fertig wird, weil der Entwickler kaum noch etwas dafür tut. 


Meine Meinung zu Early Access: 

Für mich ist Early Access ein tolles Konzept. Kleine Entwickler haben die Chance groß rauszukommen, mit neuen Ideen die von der Community unterstützt werden. Genauso hat die Community großen Einfluss auf die Entwicklung und kann es zu "ihrem" Spiel machen. 
Aber die Gefahren bei dieser Phase wiegen schwer. Falsche Entwickler die nur auf Geld aus sind, überforderte Entwickler, die das Spiel dann einstellen müssen und der Spieler hat 10€ zum Fenster rausgehauen. 
Ein positives Beispiel für Early Acces - The Forest

Gefährlich ist ebenfalls, das Steam keine Vorgaben an die Entwickler gibt. Manche machen es vorbildlich, listen ganz genau auf wie die einzelnen Phasen aussehen, was sie sich vorstellen, was aktuell spielbar ist, was noch fehlerbehaftet ist. Aber manche Entwickler betrügen regelrecht die Community und versuchen mit falschen Versprechen ihr Geld zu bekommen. Genauso schwierig ist teilweise die zweigleisige Finanzierung über Kickstarter und Early Access. Beispiel Planetary Annihilation: angefangen bei Kickstarter mit der Vorgabe, bei einer Zahlung von 100$ gibt es Alpha-Zugang. Nun ist das Spiel auf Early Access und musste natürlich auch für 100$ verkauft werden, weil sonst die Backer sich natürlich ein wenig verarscht fühlen würden, aber der Entwickler hat das nie sonderlich gut an die Community weitergegeben, warum das denn 100$ kostet. Der Aufschrei bei so etwas ist natürlich groß, denn man kann nicht erwarten, dass die Leute da vorher genau recherchieren. 


Ich hoffe, dass Early Access weiterhin großen Erfolg hat, hoffe auf Entwickler, die wirklich ihre Ziele erreichen wollen und die Community nicht enttäuschen. Aber genauso hoffe ich, dass Valve bei Steam genauere Vorgaben für die Entwickler bringt, denn sonst stehen unehrlichen Leuten weiterhin alle Türen offen. 





Das war mein Bericht zu Early Access! 
Euer Franz (:

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